79 Jahre nach dem Ende des 2ten Weltkrieges stehen wir heute an unserem Ehrenmahl und gedenken der Opfer aller Nationen durch Krieg, Gewaltherrschaft und Terror... Wenn man darüber nachdenkt, was in der heutigen Zeit wieder auf dem ganzen Erdball los ist, sollte man meinen, die Welt hat vielleicht schon vergessen, welches unvorstellbare Leid und welch grausame Not durch Menschenhand entstehen kann.
"Gegen das Vergessen" wollen wir heute etwas über 5 Schicksale erfahren: 5 junge Großenederer, die ihr Leben für eine sinnlose Sache opfern mussten. 5 junge Großenderer, deren Kinder und Enkelkinder ohne den Krieg heute unter uns wären. Wir wollen 5 jungen Männern ... als Mahnung zum Frieden ... ein Gesicht geben.
Das Bild zeigt Heinrich Schachten, den Bruder von Lisa Beller (Tante Lisa) geb. 29. August 1903, vermisst 1945 im Alter von 41 Jahren.
Kurz vor seinem Tod schrieb er seiner Mutter Veronika folgende Zeilen:
"Liebe Mutter, wir liegen in der Nähe von Stettin. Bei uns geht es drunter und drüber. Ich glaube nicht, dass wir uns jemals wiedersehen..."Verzweifelt versuchte seine Mutter Auskunft über das Schicksal Ihres Sohnes zu bekommen. So schrieb sie einen Brief an das Durchgangslager Heiligenstadt:
"Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines einzigen Sohnes - den Gefreiten HEINRICH SCHACHTEN - geb. in Großeneder Kreis Warburg Westfalen? Er kämpfte zuletzt im Raum Pommern, Neustettin. Letzte Nachricht am 18. Feb. 1945. Feldpost Nr. Rügenwalde Ostsee 3 2/100 Einheit Kramer. Nach Aussagen eines Kameraden lebte er noch am Ende des April und soll in russische Gefangenschaft mit seiner Batterie genommen worden sein."Wann und wo Heinrich Schachten gestorben ist, ist bis heute ungeklärt. Er gilt als vermisst.
Das Bild zeigt meinen Onkel Willi Engemann, geboren am 25. November 1923, gestorben am 13. Januar 1946 im Alter von 22 Jahren.
Mein Onkel Willi wurde am 14.04.1942 im Alter von 19 Jahren nach Paderborn einberufen. Anschließend wurde er bis zum 01.08.1942 in Iserlohn und der Senne ausgebildet. Nur 3 1/2 Monate, die ihn auf den Krieg vorbereiten sollten.
Am 04.08.1942 ging es dann nach Graz in Österreich zu den Gebirgsjägern. Am 18.08.1942 Transport per Zug über Wien nach Danzig. Ankunft dort am 21.08.1942. Am 22.08.1942 Weiterfahrt per Schiff, Ankunft am 25.08.1942 in Finnland und Weitermarsch in Richtung Polarkreis. Ankunft dort am 30.08.1942.
Er starb nach 3 Jahren im Krieg am 13. Januar 1946 in Mariepol bei Stalino in russischer Gefangenschaft. Seine Kameraden betteten ihn zur letzten Ruhe fern von der Heimat.
In seinem Nachruf steht geschrieben:
"Du bist so früh von uns geschieden Gottes Wille ist geschehen. In des Himmels schönstem Frieden Werden wir uns Wiedersehen."
Das Bild zeigt Willi Hilkenbach (einen Onkel von Ottmar Hilkenbach), geb. am 19. April 1924, gestorben am 26. Dezember 1944 im Alter von nur 20 Jahren.
Auf seinem Sterbebild steht geschrieben:
"Aus der Ferne meine Lieben send ich Euch den letzten Blick. Ich bin im heißen Kampf geblieben. Kehre nicht zu Euch zurück. In dem schönen Himmelsgarten will ich Euch dereinst erwarten Es lag in des Höchsten Plan Was Gott tut, das ich wohlgetan."Weiter heißt es im Nachruf:
"Zum Gedenken im Gebet an dem im Felde der Ehre gefallenen Gefreiten Willi Hilkenbach. Der liebe Verstorbene war gebohren am 19. April 1924 und gab sein junges Leben am 26. Dezember 1944 getreu dem Fahneneid für sein Vaterland dahin. Wer ihn kannte, weiß was wir verloren haben. Möge er fern der Heimat ruhen in Gottes Frieden."
Das Bild zeigt Willy Michels, Bruder meines Großvaters, geb. am 11. Februar 1916, gestorben am 19. März 1945 im Alter von 29 Jahren.
Nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung war er als Verwalter tätig. Zu Beginn des Krieges zuerst für seinen Betrieb reklamiert, wurde er eingezogen und zunächst in Frankreich eingesetzt. Später in Russland wurde er mehrmals verwundet und als Unteroffizier mit dem Eisernen Kreuz der Stufe 2 ausgezeichnet.
Er starb er am 19. März 1945 nach sehr schweren Kämpfen am Oderübergang - 6 Wochen vor Ende des 2ten Weltkrieges - in einem Lazarett in Weidenau in der Tschechoslowakei und ist auf dem dortigen Kriegsgräberfriedhof begraben.
Sein Bruder, mein Großvater Josef Michels, geb. am 04. März 1911 schrieb 1984 in die Chronik des Schafshofes:
"Ein Wiedersehen mit meinem jüngsten Bruder Willy, den ich vor Beginn des Krieges zum letzten Mal zu Hause gesehen hab, gab es nicht. Die Ehemänner meiner ältesten und jüngsten Schwester fielen ebenfalls im Krieg gegen Russland. Der Mann meiner zweiten Schwester kam schwer verletzt wieder aus dem Krieg zurück. Während nach dem verlorenen 2ten Weltkrieg von den Westallierten gefangene deutschen Soldaten nach und nach freigelassen wurden, kamen die deutschen Kriegsgefangenen, sowie auch viele andere nach Sibirien verschleppte Deutsche, erst nach Jahren, und wenn überhaupt, entkräftet, zurück. Als letzter noch lebender Kriegsteilnehmer aus unserer Familie, ist mein diesjähriger Weihnachtswunsch, dass ich auch der "Letzte" (Kriegsteilnehmer) für die folgenden Jahre und für immer gewesen sein möge."
Das Bild zeigt Ludwig Gehrendes, Bruder meines Großvaters. Gebohren ist Ludwig am 29. September 1919. Gestorben im Russlandfeldzug am 14. Januar 1942.
Ludwig hatte in seiner Jugend eine Ausbildung zum Kaufmann abgeschlossen und wurde am 01. Juni 1941 zur Kradmelderausbildung in Detmold eingezogen. Nachdem am selben Tag der Russlandfeldzug begann und Ludwig Gehrendes zum Jahreswechsel 1941/1942 an die Front verlegt wurde, ist er nach nur 14 Tagen Fronteinsatz in Russland mit dem Krad auf eine Mine gefahren und verstarb im Alter von 22 Jahren.
Ludwig Gehrendes war der jüngste von 12 Kindern und in der Familie Gehrendes das vierte Familienmitglied, welches im Krieg gefallen ist.