Dorfchronik

Die Geschichte des Ortes ist bereits in einem Buch beschrieben, dass zur 1100 Jahrfeier im Jahre 1987 erschienen ist. Dieses Buch ist beim Heimatverein Großeneder für 15 € erhältlich.

Unsere Ortsgeschichte stark mit der unseres Nachbardorfes Lütgeneder verbunden. Auf der Homepage des Dorfes Lütgeneder gibt es auch einiges Geschichtliches nachzulesen, das auch für unser Dorf Geltung besitzt, da in den alten Urkunden nicht immer zwischen den Majori- und Minori-Nadri, West- und Ost-Nadri, Großen- und Lütgeneder unterschieden ist.

Durch neuere Forschungen sind einige Sachverhalte in unserem Dorf neu zu bewerten. So wurde zunächst vermutet, der Königshof habe sich an der Stelle im Dorf befunden, an der noch heute die Flurbezeichnung „NERENHOF“ existiert. Dieser Ort liegt am nordöstlichen Rand des Dorfes nördlich des seinerzeitigen Verlaufes des Ederbaches.

Nerenhof als Namensgeber des Dorfes? Richtiger wird jedoch sein, dass ein großer und mächtiger Hof sich nicht in den Überschwemmungsgebieten der Eder befunden hat sondern an einer exponierteren Stelle. Außerdem soll er den Namen BOUWENHOF (= Oberer Hof) getragen haben. Im Ort gibt es noch eine Bezeichnung für einen Bauernhof, der in diesem Zusammenhang genannt werden muss: „SCHAFS AUF DEM BERGE“. Wenn hier also ein Schafshof an exponierter Stelle gestanden hat, so wird mit Sicherheit der ehemalige Königshof (Bouwenhof) westlich davon gelegen gewesen haben. Westlich deswegen, weil die Hauptwindrichtung westlich ist und die Geruchs- und Lärmbelästigung eines Schafstalles durch eine östliche Lage vermindert wird. Der Nerenhof wird seine Bezeichnung als „niedrig gelegen“ erhalten haben.

Auf Grund der vorherigen Überlegungen lässt sich schließen: Der Königshof stand an der Stelle, an der heute die Kirche existiert. Die erste Kirche wird in dem alten, ausgekernten Hofgebäude des Bouwenhofes gewesen sein, das vom Kaiser dem Bischof Meinwerk von Paderborn nebst den Ländereien geschenkt wurde. Der wiederum stattete das von ihm gegründete Kloster Abdinghof mit der Schenkung aus. So wurden die Patronate des Klosters, St. Peter und Paul auch die von Großeneder. Der Nerenhof wird vermutlich nördlich des Bouwenhofes gelegen haben. Auch hier gibt es östlich davon einen Bauerhof, dessen Hofname noch heute „SCHAFS“ ist. Das vermutliche Hofgelände im Bereich des heutigen Bauernhofes „BAUEN“, früher „BAUENMÜHLE“, war seit vielen Jahrhunderten im Besitz des Klosters Abdinghof.

Zur Zeit Karls des Großen bestand hier im Ort bereits einer jener wichtigen Höfe, die später den Namen Königs- oder Reichshof trugen. Der ursprüngliche Besitzer war ein adeliger Sachse, der an dem Kriege gegen Karl teilgenommen hatte und darum enteignet wurde.

Der König nahm den Hof als Staatseigentum in Besitz und belehnte einen Mann seines Vertrauens, einen königlichen Beamten damit, der den Hof zu verwalten hatte. Die Einkünfte des Hofes flossen in die Staatskasse und ein großer Teil der Wirtschaftserzeugnisse (Getreide, Stroh, Vieh, Leinen, Honig, und Wachs) musste für Zwecke des königlichen Heeres auf eine bestimmte Zeit gelagert werden. So bildeten diese Höfe deren es in der Börde mehrere gab, die Unterkunfts- und Versorgungsbasis des Heeres und bei Gelegenheit auch der jeweiligen königlichen Hofhaltung.

Da Großeneder nahe an der uralten Eisenstraße vom Waldecker Lande her über Eissen nach Beverungen zur Weser lag, war seine Wichtigkeit groß und wird des öfteren auch genutzt worden sein. In der Übersichtskarte der Großenederer Feldflur ist dieser Weg als „Königsweg“ bezeichnet. Durch die nach dem Tode des großen Kaisers unter dessen Sohne Ludwig dem Frommen einsetzende Friedenszeit, die dieser zu einer durchdringenden Christianisierung des Sachsenlades gebrauchte, verlor der Königshof seine eigentliche Bestimmung.

Einer der Nachfolger Ludwigs, Kaiser Karl der III. schenkte den Königshof Nadri am 21.09.887 dem 4. Bischof von Paderborn, namens Biso. Vom Jahre 959 berichtet eine Urkunde, dass Kaiser Otto der I. ein anderes königliches Eigentum, das vorher einem adeligen Bruninc gehörte, einem seiner Getreuen, dem edlen Retold schenkte. Dieses Gut lange Zeit hindurch in adligem Besitz gewesen. Ein Adelsgeschlecht von Nedere bestand urkundlich von 1137 - 1498. Folgende Namen finden sich in Urkunden:

  • Heinrich von Neder 1137
  • Amelung von Nedere 1189
  • Johann von Nedere 1261
  • Albert von Nedere 1262
  • Dietrich von Nedere 1292
  • Johann von Nedere 1295
  • Ulrich von Nedere 1313-1324, Ratsherr in Brakel
  • Heinrich von Nedere 1339, 1353
  • Johann von Nedere 1339
  • Dietrich von Nedere 1339, 1361
  • Wedekind von Nedere 1379
  • Bertold von Nedere 1397
  • Konrad von Nedere 1450
  • Johann von Neder 1329

Bischof Bernhard von der Ippe, der Erbauer der Burg Dringenberg, verpfändet seine beiden Blankenauer Burgsitze dem Knappen Otto von Amelunxen unter Bürgschaft von mehreren Rittern, unter denen auch ein Johann von Nedere zeichnet, im Jahre 1329 am 10.04.. Im Corveyer Lehnsregister wird ein Albert von Nedere aufgeführt, der in Albachtessen (dem heutigen Albaxen bei Höxter) um 1262 ein Lehen von 5 Hufen hat. Ein Albachtessen gab es auch bei Peckelsheim, das jetzt nicht mehr zu finden ist. Ein Andreas von Nedere wird genannt als Ministeial Paderborns (Edler des Paderborner Landes) und servus (Diener-Helfer) vom Kloster Abdinghof (ohne Zeitangabe). Um 1366 war eine Gertrud von Neder Nonne im Kloster Willebadessen. Im Jahre 1388 unterzeichnet ein Herr von Hidessen, genannt von Neder eine Urkunde. 1397 hat der Ritter Bertold von Nedere ein Pfandteil von der an der hessischen Grenze liegend Trendelburg.

Um 1549 gab es in Großeneder 5 Grundherren: das Benediktinerkloster Abdinghof in Paderborn, das Kollegiatsstift Busdorf in Paderborn, sowie das adelige- freiweltliche Damenstift Neuenheerse und die Herren von Spiegel.

Der Bischof Biso (886 - 908) übertrug den ihm geschenkten Königshof an das Kloster Heerse (Neuenheerse). Dieses war vom 3. Paderborner Bischof Luthard (862 - 887) im Jahre 868 gegründet und bestand bis1810, wo es säkularisiert wurde, das heißt, aufgegeben wurde, und der preußische Staat es an sich zog.

In das Kloster durften nur adelige Töchter aufgenommen werden. Die Insassen lebten unter einer Äbtissin mit leicht gelockerter Ordensregel und durften jederzeit freiwillig austreten und heiraten. Es war also mehr als eine Versorgungsanstalt für Töchter aus adeligem Hause, die keine sichere Aussicht auf eine standesgemäße Heirat hatten.

Der diesem Kloster geschenkte Hof in Großeneder umfasste 10 Hufen (Eine Hufe hieß man das Land, was man mit einem Gespann jährlich verarbeiten konnte, etwa 30 Morgen. (Eine Manse an Pachtland, Salland war Eigentum, eine Curtis war klösterliches Gut, und eine Villa Adelsbesitz.) Der Klosterhof Neuenheerse in Großeneder umfasste also rund 300 Morgen. Der Hof wurde in Meierpacht gegeben, das heißt, ein Bauer pachtete in Geld und Naturalien die jährlich an bestimmten Tagen an das Kloster abgeliefert werden mussten. Mit dem Tode des Pächters musste der Hof von der Äbtissin jedes Mal neu verpachtet werden; meistens wurde er an den Sohn in Erbpacht gegeben.

Bei Ausstellung des Meierbriefes an den neuen Pächter musste der sogenannte „Weinkauf“, meist 10 Taler, gezahlt werden. Der Pächter musste sich verpflichten, bei Strafe der Ameierung den Hof gut zu verwalten, die Abgaben pünktlich in vollem Umfange und guter Qualität zu entrichten und Boden weiter zu verkaufen oder zu verpachten. Beim Sterbefall mussten das Hergewede und das Gerade geleistet werden.

Das Hergewede war anfangs die Kriegsausrüstung eines Mannes, die der Lehnherr hergab und die beim Tode des Mannes zurückgegeben werden musste, meistens aber dann dem ältesten Sohne weitergeliehen wurde. Später verstand man darunter das beste Pferd mit Sattel und Zaum, Stiefel und Sporn, das Schwert und das beste Kleid.

Das Gerade, beim Tode der Frau, bestand in beweglichen Sachen zum Gebrauche der Frau, wie Kleidung , Leinen und Hausgerät. Die Naturalleistung bestand meist im Zehnten, das heißt: jede zehnte Garbe auf dem Felde verfiel dem Kloster; bei Missernten und Brache fiel er fort. Dazu kamen noch Abgaben an Vieh, Wachs, Wolle und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Die Abgaben von den Neuenheerser Meiergütern in Großeneder betrugen gegen 1800 von je 1 Morgen 1 Scheffel vom Land, dazu vom Hause noch Hühner, Eier, Butter, Vieh, Wachs und Flachs bis 1800. Im Lehnsregister des Klosters Neuenheerse vom Jahre 1403 wird dieser Klosterhof erwähnt. In der Kapitelsrechnung von 1525 bezieht das Kloster von einem Hofteil zu Großeneder, den ein Heinrich Kok bewirtschaftet, 2 Viertel Roggen und ebensoviel Hafer. 1 Viertel waren 4 Scheffel. 1 Malter (moldrum) Hafer kostete 14½ Schillinge, zu 12 Pfennig; 1 Scheffel Roggen 2 Schillinge. Es scheint, das der Hof auch früher schon in mehreren Teilen verpachtet gewesen ist.

Auch ein Curt Berendes hat einen Teil des Gutes in Pacht und muss jährlich 3 Malter Roggen und ebensoviel Hafer senden. (1 Malter waren 8 Scheffel). Im Lehnsregister des Klosters Heerse aus dem Jahre 1403 wird angegeben, dass ein Johann von Haueda 2 Hufen zu Großeneder vom Kloster zu Lehen besitzt. Den Hof zu Großeneder hatte das Stift Heerse noch 1810 bei seiner Aufhebung. Die Stiftskasse von Neuenheerse wurde auch oft um Hergabe von Geld von des Bauern ihrer Güter gebeten. Sie mussten dafür jährlich 3½ - 5% Zinsen zahlen. Von Neuland, das der Bauer vom Klosterbesitz urbar machte, wurde kein Zehnten erhoben.

Auch das Kloster Abdinghof in Paderborn hatte einen größeren Besitz in Großeneder. Das Kloster war vom Bischof Meinwerk im Jahre 1017 gegründet und bestand bis zur Aufhebung im Jahre 1803. Am 10. Juli 1017 schenkte der Kaiser Heinrich II der Heilige, dem Bischof Meinwerk auf sein Bitten für sein neues Kloster „... das von einem gewissen Radiald ihm erblich übergebene Gut zu Nedere im sächsischen Hessengau und der Grafschaft Herimans“. In der Stiftungsurkunde von 1031 wird der Hof in Nedere besonders erwähnt.

Im Jahre 1330 schenkte der Ritter Thyderik von Mederich zum Heile seiner und seiner Eltern Seelen, mit Wissen und Willen seiner Gattin Kunigunde, seines Sohnes Konrad und seiner übrigen Erben und Miterben, seine jährliche Leibrente von einem Mansus (Pachtgut) Huißgenothe (Hausgenossen) Hove genannt zu Großeneder, die augenblicklich der Presbyter (Vorsteher der Kirchengemeinde) namens Gotschalc von Vorste zur Nutznießung hatte, dem Prior und Convente des hl. Petrus und Paulus zu Paderborn (Abdinghof). Er schenkte dieses zu einem Jahresgedächtnis (Jahresseelenamt). Für sich und die Seinen für immer mit allen Rechten.

Der Grundbesitz Abdinghofs in Großeneder betrug im 16. Jahrhundert 21 Hufen = 630 Morgen. Die Ländereien wurden von 18 Bauern in Erbpacht bewirtschaftet. In einem Güterverzeichnis des 15. Jahrhunderts werden die Zehnten des Klosters in Großeneder genannt. Der Abt Heinrich III. vom Abdinghof ließ sich um 1416 vom Bischof Wilhelm von Paderborn alles Eigentum und alle Güter, die es in „villa Nedere“ und in der Feldflur von Großeneder besaß, für alle Zukunft bestätigen. Das war um die Zeit der vielen Ritterfehden und des Faustrechtes, wo auch Klostergüter nicht sicher vor Raub waren. So wurden 1388 fast alle Guthäuser in Großeneder zerstört und ihre Felder verwüstet durch die Ritter von Spiegel-Desenberg, von Peckelsheim, von Essentho, von Brakel und Hidessen; dabei wird zum erstenmal der Pfarrer von Großeneder genannt. Das Kloster ließ den Hof durch einen Vogt verwalten und bewirtschaften. Die kirchlichen Angelegenheiten Großeneders wurden vom Kloster Abdinghof aus geordnet und beaufsichtigt. Die erste Kirche in Großeneder war eine Stiftung des Klosters, das ihr auch ihre Stiftspatrone Peter und Paul als solche gab. Später hatte der Fürstbischof von Paderborn, so im Jahre 1270, das Patronatsrecht über die Kirche und die Gerichtsbarkeit über den Abdinghofer Amtshof in Großeneder. Indessen waren die Rechte und das Ansehen des Klosters in Großeneder größer als die des Bischofs.