Chronik des Neubaus der katholischen Volksschule

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sollten die vorhandene Schule an der Westseite des Kirchhofes durch einen Neubau ersetzt werden. Jedoch wurde das Vorhaben durch den 1. Weltkrieg vereitelt. Nach dem Krieg hatte die Gemeinde zunächst kein Geld für einen Schulneubau. Danach mussten andere wichtige Maßnahmen durchgeführt werden, in die die Geldmittel der Gemeinde flossen. Als wiederum die Raumnot der Schule und die katastrophalen hygienischen Bedingungen einen Neubau verlangten brach der 2. Weltkrieg aus und erst als die Raumnot an der Schule nicht mehr hinnehmbar war, machte die Gemeinde Großeneder mit einem Gemeinderatsbeschluss im Jahre 1953 den Weg für einen Neubau der Volksschule frei.

Foto des Neubaus der Volks- bzw. katholischen Grundschule (1969)
Foto des Neubaus der Volks- bzw. katholischen Grundschule (1969)
Foto der Schule mit Anbau
Foto der Schule mit Anbau

Natürlich wird bei der Finanzierung des Baues die Tatsache, dass der Präsident des Landtages von Nordrhein-Westfalen, Herr Joseph Gockeln aus Großeneder stammend, förderlich gewesen sein. Zudem der Präsident ja der Schirmherr des Jubiläums Schützenfest des Schützenvereines im Jahre 1954 gewesen war.

Auch die Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand wegen des Grundstückes am Siekweg konnten in dem Jahr 1954 abgeschlossen werden. Im Tausch gegen Ländereien am südlichen Ortsrand ging das Baugelände in Gemeindebesitz über.

Die Finanzierung war bis auf 40.000 DM, die über ein Darlehn flossen, gesichert. Der Bau sollte nach neuesten Erkenntnissen gebaut werden. So sollten die Toiletten im Schulgebäude untergebracht werden und im Keller sollten Badeanlagen mit mehreren Einzelbadewannen und ein großer Duschraum Platz finden. Die Gemeindevertreter forderten entsprechende Baupläne vom Kreisbauamt des Kreises Warburg an. Der Kreisbaurat Freye zeichnete und plante und zeichnete. Schließlich wurden die Pläne von den Gemeindevertretern und den anderen Entscheidungsgremien genehmigt.

Die heimische Firma Karl Dodt wurde mit den Erd-, Maurer- und Betonarbeiten beauftragt. Am Freitag den 8. Oktober war es dann endlich so weit. Im Beisein der Gemeinderatsvertreter und Vertreter des Amtes Borgentreich und des Kreises Warburg wurde der erste Spatenstich für den Schulneubau am Siekweg vollzogen.

Der Hauptlehrer Konrad Schütte war, so schreibt er in der Schulchronik, nicht eingeladen. Von diesem Festakt, dem Auftakt zum Neubau „seiner“ Schule hat er erst aus der Zeitung erfahren. Schon in der Planungsphase hatte Schütte Einfluss nehmen wollen. Er wollte eine zweigeschossige Bauweise, schon wegen der Lehrerwohnung, die er sich im Obergeschoß vorstellte. Das wurde allerdings vorn Baurat Freye mit dem Hinweis abgelehnt, dass eine solche kostenintensive Bauweise würde von den Genehmigungsbehörden prinzipiell nicht genehmigt. In der Schulchronik schreibt Schütte weiter "dass zu dieser Zeit allerdings derartige Schulen errichtet an anderen Orten werden".

So schlug Herr Freye einen Schulbau ähnlich der in Rösebeck vor, was jedoch vom Schulleiter energisch abgelehnt wurde, da die Lehrerwohnung ausschließlich schräge Wände hatte. Da auch die folgenden Entwürfe des Baurates hinsichtlich der Lehrerwohnung unbrauchbar waren, entschied die Gemeinde, eine eingeschossige Schule mit 3 Klassenräumen und Nebenräumen zu errichten und später ein separates Lehrerwohnhaus.

„Der Baurat Freye plante und zeichnete, ohne Gemeinde oder Lehrerkollegium zu informieren." Auch im weiteren Verlauf des Schulneubaues scheint das Lehrerkollegium zumindest von Kreisbaurat nicht oder nur mangelhaft informiert gewesen zu sein. So geht aus der Schulchronik weiter hervor, dass sich Schütte von dem Bauunternehmer Karl Dodt die Pläne zeiget ließ, damit er sich ein Bild von der neuen Schule bilden und damit den Fragen begegnen konnte, die von Kollegen und Bekannten ai ihn herangetragen wurden.

Das Winterwetter 54/55 wirkte sich äußerst ungünstig auf den Baufortschritt aus. Aber schon in den ersten Frühlingstagen wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. So konnte am Freitag, den 31. März der Richtkranz auf den Dachstuhl der neuen Schule auf gezogen werden. Zuvor aller Dings wurde am selben Tage die Grundsteinlegung gefeiert.

Der Amtsinspektor Geilhon Vertreter für den erkrankten Amtsdirektor Faupel verlas Urkunde die von dem Verwaltungsangestellten Bruno Hake aus Welda geschrieben war. Die Urkunde wurde von dem Maurerlehrling Ludwig Bodemann feierlich in den Grundstein eingemauert.

Die Einsegnung des neuen Schulgebäudes wurde vom Lüdgenederer Pfarrer Kösters vorgenommen in Vertretung des erkrankten Pfarrers Henkel.

Nach der Ansprache des Kreisbaurates Freye stimmten die Schülerinnen und Schüler ein Lied an, derweilen der Richtkranz aufgezogen wurde. Dann sprach der Zimmerermeister Lessmann aus Dössel den Richtspruch. Beim anschließenden Richtschmaus in der Gastwirtschaft Thiele konnte der Kreisbaurat auch den Landrat Happe begrüßen, auch dem Bürgermeister Anton Gockeln und den Gemeindevertretern galt ein herzliches „Prosit“.

Im November wurde dann eine Besichtigung des Neubaus durchgeführt und mit großem Schrecken stellt Konrad Schütte in der Schulchronik fest, dass die Klassenräume noch nicht fertig verputzt sind, Der Dachboden und das Obergeschoß sind noch fertig und im Keller steht das Wasser. Aber mit einer großen Anstrengung der Handwerker wird das Gebäude zum Jahresende insoweit hergestellt, dass der Schulbetrieb hier nach den Weihnachtsferien aufgenommen werden konnte. Am Mittwoch den 11. Januar 1956 ziehen die Schulkinder und Lehrer in einer feierlichen Prozession zusammen mit dem Dorfgeistlichen, Herrn Pastor Franz Henkel, in die neue Schule ein. An der Spitze der Prozession trug der Schüler Paul Schachten das Schulkreuz. Zu vor wurde in der Kirche St. Peter und Paul ein Festhochamt gefeiert. Pastor Henkel segnete das Gebäude und alle Räume darin. Nach den feierlichen Ansprachen des Pfarrers und des Hauptlehrers Konrad Schütte begann der Schulbetrieb.

Die Gemeinde und Schule verzichtete insgesamt auf einen größeren Rahmen für diese Einweihungsfeier. So konnte verhindert werden, dass der ungeliebte Kreisbaurat Freye zu der Feier eingeladen werden musste. Daher konnte leider weder der Amtsbürgermeister noch der Landrat zur Einweihung eingeladen werden.